swild.ch
Mit den Fotofallenboxen (MiniMammalCamBox) konnten wir an fünf von neun Aufnahmestandorten im Neeracheried die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) nachweisen.
Im Neeracherried sollen Strassen rückgebaut und eine neue Linienführung der Strassen ausserhalb der Kernzone entstehen. Im Zuge dieses Projekts ist geplant, die Bepflanzung, also Bäume und Sträucher, entlang der Strassen zu entfernen, da diese im Flachmoorgebiet natürlicherweise nicht in dieser Linienform gewachsen wären. Dem Gebiet wird so seine ökologisch ursprünglichere Gestaltung zurückzugeben.
Daher hat SWILD im Sommer 2024 im Auftrag der Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich im Neeracherried erstmals eine Bestandesaufnahme von Fledermäusen und Kleinsäugern durchgeführt. Das Ziel der Studie war zudem, Erkenntnisse zu sammeln, wie die gefährdeten Arten die Landschaftsstrukturen nutzen.
Dazu haben wir für die Fledermäuse ein umfassendes bioakustisches Inventar mit Breitbandultraschallgeräten (Batlogger) erstellt. Die Nachweise für Kleinsäuger haben wir mit einer neuen Methode, den Fotofallenboxen MiniMammalCamBox, erhoben. Das BirdLife-Naturzentrum Neeracherried hat uns bei diesen Arbeiten unterstützt.
Stark gefährdete Fledermausarten nachgewiesen
Die bioakustischen Aufnahmen für die Fledermäuse erfolgten zuerst in der Reproduktionsphase im Juni an 32 Standorten in verschiedenen Lebensräumen: an Gewässern, entlang von potentiellen Flugkorridoren und in extensiven Moorflächen. Insgesamt konnten wir 200 Nächte auswerten. In der anschliessenden Migrationsphase im September zeichneten wir die Aktivität der Fledermäuse an 13 Standorten während 71 Nächten auf. Dabei haben wir insgesamt 72'848 Fledermaus-Durchflüge registriert.
Mit den Aufnahmen konnten wir mindestens 13 Arten nachweisen, darunter mehrere Rote Liste Arten, u. a. die stark gefährdete Mopsfledermaus und das Grosse Mausohr. Besonders bemerkenswert ist der Nachweis der Grossen Hufeisennase, von der es seit über 70 Jahren keinen bestätigten Nachweis in der Region gab. Auch die Zweifarbfledermaus wurde erfasst.
Nachweis von Wasserspitzmaus und Hermelin
Die Kleinsäuger haben wir im Juni im Flachmoorperimeter des Neeracherried an neun Standorten über insgesamt 252 Tage erfasst. Dabei entstanden 1’937 Aufnahmesequenzen, anhand derer wir zehn Arten identifizieren konnten. Besonders hervorzuheben ist die Wasserspitzmaus, die wir an fünf Standorten nachweisen konnten. Dies Art gilt als «verletzlich» (Rote Liste CH) sowie «mässig prioritär» (Nationale Prioritätenliste). Des Weiteren konnten wir an drei Standorten das Hermelin aufnehmen, unter anderem auch mit Jungtier.
Insgesamt machten geschützte Arten einen Anteil von 18,4 Prozent der Nachweise aus. Mit über 70 Prozent waren indes Waldmäuse und Rötelmäuse die häufigsten Arten. Hausspitzmäuse machten rund 15 Prozent aus, während etwa 7 Prozent der Aufnahmen nicht eindeutig zugeordnet werden konnten.
Ökologisch sehr wertvolles Gebiet
Das Neeracherried bietet wertvollen Lebensraum für viele gefährdete und geschützte Fledermaus- und Kleinsäugerarten. Diese Artenvielfalt ist vergleichbar mit Befunden aus anderen Moorgebieten, wie z.B. dem Wauwilermoos im Kanton Luzern (SWILD 2019). Ein besonderes Highlight im Neeracherried ist der Nachweis der Grossen Hufeisennase, was die hohe ökologische Bedeutung des Gebiets unterstreicht.
Eigenständiger und vernetzter Lebensraum
Die bestehenden Vegetationsstrukturen entlang der Strassen im Gebiet erwiesen sich nicht als primäre Flugkorridore für Fledermäuse. Bedeutende Flugrouten verlaufen entlang des Fischbachs, Haslibachs und des Saumweiherwegs. Diese Flugkorridore verbinden Wald- und Feuchtgebiete und die Glatt miteinander. Bei der Strassenverlegung erachten wir es als notwendig, dass dieser ökologische Gesamtverbund auch in Zukunft erhalten wird. Vertieftere Abklärungen zu strukturgebunden fliegenden Fledermausarten im Perimeter der neuen Strassenführung könnten aufzeigen, ob und welche wirksamen Schutzmassnahmen ergriffen werden müssen.