
Fabio Bontadina / swild.ch
Igel sind kleine Fussgänger: Stufen und Mauern, die höher als 25 cm sind, können zu einem Hindernis werden.
Mit Spurentunneln und der Fang-Wiederfang-Methode den Igeln auf der Spur
Um in einem Gebiet die Igelverbreitung und -Dichte zu erfassen, kommen Spurentunnel zum Einsatz. Ein Gebiet wird in ein Quadratkilometer-Raster unterteilt. Freiwillige übernehmen jeweils einen Quadratkilometer und verteilen darin 10 Spurentunnel in Gärten und Grünanlagen. Anschliessend kontrollieren sie diese täglich während 5 Tagen und wechseln die Spurenblätter aus. Am 6. Tag werden die Tunnel wieder abgebaut.
Mit Spurentunnel-Projekten und einer parallel durchgeführten Fang-Wieder-Schätzung (Igel werden dabei mit keinen Stachelmarkern markiert) kann man die Verbreitung von Igeln feststellen und eine Populationsschätzung vornehmen.

Sandra Gloor / swild.ch
Spurentunnel in einem Garten. Der Tunnel ist ca. 1 m lang und ca. 30 cm hoch. Auf einer Einlage werden Papierstreifen befestigt und in der Mittel Farbe aufgetragen.
Anouk Taucher / swild.ch
In der Mitte der Einlage wird ein wenig Igelköder in ein Schälchen gelegt. Läuft ein Igel durch den Tunnel hinterlässt er beim Verlassen des Tunnels artspezifische Spuren.

Sandra Gloor / swild.ch
Igel-Spuren erinnern an kleine Händchen und können gut von anderen Spuren, etwa Spuren von Ratten, Mardern oder Hauskatzen unterschieden werden.
Igel auch im Siedlungsgebiet unter Druck
Das Hauptverbreitungsgebiet von Igeln ist das Siedlungsgebiet. Die intensiv genutzten, wenig strukturierten ländlichen Landschaften bieten Igeln keinen guten Lebensraum mehr.
Nach unseren Studien in den 1990er-Jahren hat eine «Igel gesucht»-Aktion in der Stadt Zürich 2016 ergeben, dass die Igelpopulation Zürichs seit 1992 um 40% zurückgegangen ist und das Verbreitungsgebiets innerhalb der Stadt Zürich um 17 % abgenommen hat (Taucher et al. 2020). Daraufhin wurde der Igel 2022 in der neuen Roten Liste der Säugetiere der Schweiz als «potentiell gefährdet» eingestuft. Im Rahmen des Regionalprojekts StadtWildTiere Zürich haben wir 2024 die Aktion «Igel gesucht» erneut durchgeführt, mit dem erfreulichen Ergebnis, dass 2024 ein gutes Igeljahr war: Fast in allen untersuchten Gebieten konnten Igel festgestellt werden. Die Population scheint sich stabilisiert, vielleicht sogar etwas erholt zu haben.

ULeuthold / wildenachbarn.ch
Strassenüberquerungen gehören zum Alltag der Igel im Siedlungsgebiet: Sie legen pro Nacht bis zu 3 km zurück, kennen die Gefahren der Strassen und verhalten sich vorsichtig.
Aktion «Freie Bahn für Igel»
Siedlungsgebiete sind für kleine Wildtiere wahre Labyrinthe: Mauern und Zäune verstellen den Weg und sie müssen weite Umwege in Kauf nehmen, um in gute Nahrungsgebiete zu gelangen und geeignete Plätze für den Tagesschlaf und die Jungenaufzucht zu finden.
In der Aktion «Freie Bahn für Igel» sollen gemeinsam mit Freiwilligen und in Absprache mit Grundstückbesitzenden Igeldurchlässe in Mauern und Zäunen geschaffen und mit Igelplaketten markiert werden. Gefahren wie Schächte, steile Kellertreppen im Freien und andere Fallen sollen identifiziert und Ausstieghilfen oder Schutzgitter montiert werden.

Christoph Dürrenberger / wildenachbarn.ch

Christoph Dürrenberger / wildenachbarn.ch

Christoph Dürrenberger / wildenachbarn.ch
Bilder einer Wildtierkamera an einer Lücke im Zaun, gemeldet auf der Meldeplattform Wilde Nachbarn beider Basel aus einem Garten in Arlesheim am 31. März 2024.

Katja Rauchenstein / swild.ch

Lisa Haefliger / stadtwildtiere.ch
Igeldurchgänge, markiert mit einer Plakette, um auf die Bedeutung solcher Durchlässe für Wildtiere hinzuweisen.