
Claudia Kistler / swild.ch
Schätzungsweise 60% der Wirbellosen sind nachtaktiv, darunter 75 bis 85% der Nachtfalter (Lepidotera), zu denen auch dieser Windenschwämer gehört. Larven oder erwachsene Tiere vieler nachtaktiver Insektengruppen werden zu Milliarden vom Licht angezogen.
Der Weltatlas zur künstlichen Helligkeit des Nachthimmels, der 2016 publiziert wurde, zeigt, dass 80% der Weltbevölkerung und mehr als 99% der US-amerikanischen und europäischen Bevölkerung und somit auch Flora und Fauna unter lichtverschmutztem Himmel leben.
Drastische Zunahme der beleuchteten Fläche
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stieg die beleuchtete Aussenfläche weltweit mit einer geschätzten Rate von 3% bis 6% an. Der Einsatz eines neuen Satellitenradiometers ergab, dass die beleuchtete Fläche zwischen 2012 und 2016 jährlich um 2.2 % zunahm. Damit ist das künstliche Nachtlicht zum anthropogenen Stressor geworden, der sowohl astronomische als auch ökologische Lichtverschmutzungen verursacht.
Allerdings ist es nicht das Licht, das verschmutzt, sondern Licht wird von den Menschen im Übermass verbraucht. Zudem strahlen unüberlegt eingesetzte und schlechte positionierte Beleuchtung in den Himmel ab und verursachendadurch den «Skyglow». Dieser strahlt häufig bis in dunkle Gebiete hinein, was sich mit der erwarteten Zunahme der beleuchteten Fläche noch verschärfen dürfte.
Effekte von Licht auf Pflanzen, Tiere, Mensch und Lebensgemeinschaften
Künstliche Beleuchtung kann sich auf verschiedene Pflanzen- und Tierarten unterschiedlich auswirken. Während die lichttoleranten Arten von künstlichem Nachtlicht profitieren, sich anpassen können oder nicht davon betroffen sind, kann es das Überleben von lichtempfindliche Arten reduzieren oder gar zum Sterberisiko werden.
Künstliche Beleuchtung kann den Lebensraum von Tierarten zerschneiden, ihren Aktionsradius und dadurch das Nahrungsangebot einschränken und zu einer veränderten Konkurrenz und Räuber-Beute-Beziehung zwischen Arten führen. Dadurch kann es zur schleichenden Artenverschiebung innerhalb einer Lebensgemeinschaft kommen. Bei bedrohten Arten muss ein Rückgang oder gar das Aussterben von kleinen, isolierten Populationen befürchtet werden, besonders dort, wo Lebensräume durch die städtische Entwicklung zerschnitten werden.
Die Dunkelheit als Ressource schützen

swild.ch
Die Ressource Dunkelheit muss geschützt und gefördert werden.
SWILD hat die wissenschaftlichen Grundlagen dieser Thematik erstmals 2007 umfassend aufgearbeitet und seither immer wieder aktualisiert (2011 und 2023). Unsere Expertise in diesem Gebiet fliesst in verschiedene Projekte und Gutachten ein.
Das Ziel unserer Arbeit ist aufzuzeigen, wie man zum einen dunkle Gebiete im Siedlungsraum und in der Landschaften vor bestehendem Lichteinfluss besser schützen und zum anderen wo man Dunkelheit fördern kann bzw. wie man (grosse) Flächen dunkel behalten kann. Zudem gehen wir der Frage nach, wie wichtig Dunkelräume für die Biodiversität sind.