20.
März 2021:
SWILD wünscht einen guten Start in den Frühling!
Nachfolgend mehr Informationen zu ausgewählten Projekten.
Gerne möchte
wir Euch auf drei neue Bücher aufmerksam machen, die diesen Frühling beim Haupt
Verlag erscheinen und bei denen Mitarbeiter*innen von SWILD als Autor*innen bzw.
Mitautor*innen zeichnen: ->Drei
neue Bücher.
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Eichhörnchen & Stadtbäume Im
Rahmen der Meldeplattform StadtWildTiere
Luzern und St.Gallen
haben wir zusammen mit vielen Freiwilligen im Projekt „Eichhörnchen & Stadtbäume“
die Lebensräume der flinken Kletterer untersucht. Eichhörnchen verbringen den
grössten Teil ihres Lebens auf Bäumen. In Städten leben sie überall dort, wo es
genügend alte Bäume hat und die Lebensräume gut vernetzt sind.
Im Zug
der Verdichtung der Städte geraten jedoch Stadtbäume und damit auch die Eichhörnchen
unter Druck. In unseren Citizen Science-Projekten in Luzern und St.Gallen haben
wir mit vielen Freiwilligen die Bäume von Untersuchungsflächen kartiert und Beobachtungsmeldungen
gesammelt.
Die Auswertungen zeigen, dass die Anzahl der Bäume (Stammumfang
> 80cm) und die Vielfalt der Baumarten im Untersuchungsgebiet einen positiven
Einfluss auf das Vorkommen von Eichhörnchen haben. Als Massnahmen für die Eichhörnchen-Förderung
in der Stadt empfehlen wir (1) Bäume wo immer möglich zu erhalten, (2) neue Bäume
zu pflanzen und dabei (3) die Vielfalt der Bäume zu fördern, (4) Haselsträucher
zu pflanzen und (5) die Vernetzung von Lebensräumen innerhalb der Stadt und zum
Stadtrand hin zu erhalten und zu ergänzen.
Tunnel für Wildtiere Seit
2016 wird die Nordumfahrung Zürich ausgebaut. Weil für diesen Ausbau neue Flächen
beansprucht wurden, mussten von Gesetzes wegen verschiedene ökologische Ausgleichs-
und Ersatzmassnahmen umgesetzt werden, auch für Wildtiere.
Eine der Ersatzmassnahme
ist ein Wildtierdurchlass an der Wehntalerstrasse. Er ist Bestandteil der Wiederherstellung
des regionalen Wildtierkorridors Gubrist/Hönggerberg - Katzenseegebiet. Seit 2016
führt SWILD eine standardisierte Wirkungskontrolle durch, um zu überprüfen, ob
der Wildtierdurchlass seine Funktion erfüllt.
Unsere Kontrollen ergaben,
dass die Zielarten Reh, Fuchs, Dachs und Marder den Wildtierdurchlass kurz nach
seiner Eröffnung rasch annahmen. Die anschliessende Erfolgskontrolle 2018-2020
zeigte, dass auch nach der Gewöhnung der Tiere an die neue Verbindung der Tunnel
seine Funktion erfüllt. Denn die Zielarten nutzen den Durchlass regelmässig und
ohne Anzeichen von Stress.
Nachtdunkelheit
im Naturpark Gantrisch
MDas Kunstlicht hat es den Menschen ermöglicht, auch in den Nachtstunden aktiv
zu sein. Diese nächtliche Aktivität und die Ausbreitung der Siedlungsgebiete nehmen
stetig zu. Dadurch weicht die natürliche Dunkelheit vermehrt einer künstlich erhellten
Nacht. Als Folge gerät die biologische innere Uhr von Menschen und Tier ausser
Takt, werden saisonale Abläufe von Pflanzen oder Lebensgemeinschaften von Tieren
gestört.
Daher hat sich der Regionale Naturpark Gantrisch mit dem Projekt
"Nachtlandschaften" zum Ziel gesetzt, die Menschen für den Wert der Nacht und
die natürliche Dunkelheit als wichtige Ressource zu sensibilisieren. Der im Naturpark
geplante "Sternenpark" umfasst Gebiete, die bereits heute fast keine künstlichen
Lichtquellen aufweisen. In diesen Dunkelräumen finden lichtsensible Arten wertvolle
Habitate und eine nachtdunkle ökologische Infrastruktur, die ihnen als wichtige
Verbindungsachsen zwischen den Lebensräumen in den stetig wachsenden Siedlungsgebieten
dient.
Im Sommer 2020 hat SWILD im Naturpark Gantrisch das Vorkommen der
lichtsensiblen Zielarten Kleine Hufeisennase, Haselmaus und Nachtfalter mit verschiedenen
Methoden evaluiert. Die kleine Hufeisennase ist eine stark gefährdete Fledermausart,
deren Schutz von sehr hoher nationaler Priorität ist. Der Naturpark beherbergt
einige der letzten grossen Kolonien dieser Fledermausart. Mit bioakustischen Aufnahmen
haben wir neue Erkenntnisse über das Vorkommen dieser äusserst lichtsensiblen
Art gewonnen. Bei den Haselmäusen haben mit dem Einsatz von Nistboxen neue Verbreitungsgebiete
entdeckt und bei den Nachtfalten haben wir mit Lichtfallen erste spannende Nachweise
von seltenen Arten erhalten.
Fledermausschutz
im Strassenbau Die Thematik der Vernetzung und der ökologischen Infrastruktur
hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, auch im Zusammenhang mit der
Strategie Biodiversität Schweiz. SWILD hat sich aktiv an diesem Prozess beteiligt
und eine Arbeitsgrundlage mit dem Titel "Fledermausschutz bei der Planung, Gestaltung
und Sanierung von Verkehrsinfrastrukturen" (BAFU & ASTRA 2017) erstellt.
Aktuell
wird bei der Nationalstrasse N01 der Abschnitt Aarau Ost - Birrfeld auf sechs
Spuren ausgebaut. Auf dieser Strecke hat SWILD von 2019 bis 2020 im Auftrag des
Bundesamts für Strassen (ASTRA) Bauwerke wie zum Beispiel Brücken identifiziert,
die von Fledermäusen als Querungsstellen genutzt werden. Dazu haben wir bioakustische
Aktivitätsmessungen und Wärmebildaufnahmen gemacht.
Basierend auf den
Resultaten haben wir eine Priorisierung der Querungsstellen vorgenommen und gezielte
Massnahmen vorgeschlagen. Wir konnten mit unseren Erhebungen aufzeigen, dass Bedarf
an Massnahmen herrscht und wie Konflikte minimiert werden können. Dadurch werden
zukünftig die dort vorkommenden Fledermausbestände, unter anderen die grösste
Mausohrkolonie der Schweiz, profitieren.
Bartgeierschutz dank Habitatmodell Die
Nutzung von Windenergie gewinnt weiterhin an Bedeutung. Immer häufiger werden
auch im Alpenraum Standorte für Windenergieanlagen abgeklärt. Der Bartgeier
ist ein Bewohner der Alpen. Er ist ein ausdauernder Segler und nutzt für seine
Streifzüge im Gebirge häufig die Hangaufwinde. Da er meist in relativ geringer
Höhe über dem Relief fliegt, besteht ein erhebliches Risiko, dass er mit Rotorblättern
von Windenergieanlagen kollidiert. Die geringe Reproduktionsrate dieser Art
bedingt eine besonders hohe Überlebensrate. Kommen jedoch neue Mortalitätsrisiken
hinzu, kann dies dazu führen, dass sich die aktuell positive Bestandsentwicklung
schnell wieder verschlechtert.
Damit negative Auswirkungen von Infrastrukturprojekte
auf empfindliche und gefährdete Arten reduziert werden können, werden in der Regel
Bauverbote innerhalb von Pufferzonen rund im die Nistplätze erlassen. Dieser Ansatz
vernachlässigt jedoch die Verbreitungsdynamik der Arten und bietet daher keinen
ausreichenden Schutz. Denn Arten, die auf natürliche Weise zurückkehren oder in
Programmen aktiv wieder angesiedelt werden, stehen am Anfang ihrer Ausbreitung
und sind auf möglichst ungestörte Lebensräume angewiesen.
Aktuell leben
in der Schweiz 22 Brutpaare. Noch gibt es im Alpenraum viele Regionen, wo sich
die Bartgeier etablieren können. Daher muss bei Standortabklärungen zu Windenergieanlagen
im Vorfeld abgeschätzt werden, in welchem Ausmass diese Gebiete künftig durch
Bartgeier genutzt werden.
Zu diesem Zweck wurden prädiktive Verbreitungsmodelle
für den Bartgeier in der Schweiz entwickelt. Sie basieren auf einer Kombination
von Zufallsbeobachtungen und GPS-Positionen von mit Sendern markierten Individuen.
Diese Modelle zeigen, dass 40 Prozent des Alpenraums für Bartgeier als Lebensraum
geeignet sind.
Dank besserer Kenntnisse über die Habitatansprüche von
Bartgeiern können nun Karten erstellt werden, die Gebiete mit besonders grossem
Konfliktpotential aufzeigen, die nicht für Windenergieanlagen genutzt werden sollten.
Weitergehende Standortanalysen sind dann insbesondere noch in Gebieten notwendig,
wo nicht bereits zum Vornherein erhebliche Konflikte zu erwarten sind.
Vignali
S, Loercher F, Hegglin D, Arlettaz R, Braunisch V. 2021. Modelling the habitat
selection of the bearded vulture to predict areas of potential conflict with wind
energy development in the Swiss Alps. Global Ecology and Conservation 25:e01405.
(link,
pdf)